Die Entscheidung von Bock & Seip, die Filiale auf dem Uni-Campus zu schließen, ist in Anbetracht der Historie alles andere als leicht gefallen. Ausschlaggebend sind indes anzuerkennende betriebswirtschaftliche Erwägungen. Zentral ursächlich für die Schließung ist freilich das veränderte Nutzerverhalten. Verantwortlich für das Desaster sind mithin letztlich wir alle. Denn es werden augenscheinlich keine Bücher mehr benötigt; vor allem nicht über den stationären Buchhandel.
Warum muss also eine Buchhandlung auf dem Campus einer Universität und damit in einem intellektuell-wissenschaftlichen Biotop schließen? Die Gründe sind sicherlich vielfältig. Maßgeblich sind zunächst das Ob und Wie des Lesens überhaupt. Spezifisch im akademischen Bereich lassen sich allerdings einige totbringende Faktoren destillieren. Zum einen ist dies der Befund, dass nicht wenige Studiengänge mittlerweile „ohne Buch“ bewältigt werden können. Studieren bedeutet nicht mehr, Papier zu konsumieren (= Buch/Bücher lesen). Zum anderen haben Bachelor- und Masterstudiengänge angesichts einer grundsätzlich angelegten Schmalspur zur Entbuchung des Studiums beigetragen. Zugenommen hat – von der Schule kommend – die Bedeutung von digitalen Medien und digitalem Lernen. Insofern hat Corona mit seinen Bewältigungsstrategien nicht nur zu einer Entvölkerung der Uni, sondern eben auch dazu beitragen, dass angesichts eines sich ausdehnenden digitalen Kosmos das Lesen von Büchern als vormodern, wenn nicht sogar als altmodisch angesehen wird.
Das Lamento ist freilich alles andere als hilfreich. Denn es verstellt den Blick darauf, mit welchen modernen Mechanismen der Wert der Lektüre eines (Papier-) Buches akzentuiert bzw. dieser Wert stets neu entdeckt werden kann. Die Rede ist von intellektuellem Genuss, von Neugier und Wissendurst; einschließlich dem berühmten Blick über den Tellerrand. In diesen Zusammenhang darf der Hinweis nicht fehlen, dass den neuen Medien in den meisten Fällen lediglich unterstützende Funktion zukommen kann. Oder anders ausgedrückt: Wissenschaft setzt Lesen von – mitunter komplexen – Texten voraus. Was kann dies besser als ein Buch?!
Das Verschwinden der Campus-Buchhandlung von Bock & Seip stellt wegen des Verlustes eines breit gefächerten und anregenden Buchangebots, das durch den Versandbuchhandel nicht annährend kompensiert werden kann, nicht nur einen Verlust für die Wissenschaften in der Universität dar. Vielmehr menetekelt die Schließung der Filiale eine zunehmende akademische wie kulturelle Verarmung. Deshalb ein Appell: Buchhandlungen müssen nicht sterben! Um der Bücher willen!